„Retroschmiede“ im Online-Shop Etsy sehr erfolgreich

2022-12-08 12:30:44 By : Ms. Tracy Yu

Die Idee ist eigentlich naheliegend: Eiserne Wasserrohre mit Zollgewinde lassen sich mit den zugehörigen Temperguss-Fittings leicht zu Möbeln montieren. Die Bergkamener Marcel Schulze-Frieling und Dustin Gorzalski schraubten daraus vor vier Monaten eine erfolgreiche Geschäftsidee.

Bergkamen - Über den Onlineshop „Etsy“ verkaufen die beiden nach vier Monaten Anlaufzeit inzwischen einen Bausatz für die Kleiderstange pro Tag. „Retroschmiede“ nennen der 31-jährige Schulze-Frieling und der 22-jährige Gorzalski ihr Unternehmen. Retro hat etwas mit dem nostalgisch angehauchten, trendigen Industriestyle zu tun. Schmiede sowohl mit dem Material Eisen als auch mit der Profession der beiden. Sie arbeiten in einem Werner Betrieb als Industriemechaniker, lernten sich am Arbeitsplatz vor einem Jahr kennen.

„Meine Verlobte musste ihre Klamotten unterbringen und hat dann im Netz geforscht“, erzählt Schulze-Frieling. „Sie hat dann in irgendeinem Webshop eine Garderobe in diesem Stil gefunden, die ihr gefiel. 'Das baue ich dir selber', hab ich gesagt.“

Auf der Arbeit erzählte er Gorzalski davon. Der war sofort Feuer und Flamme: „Lass’ uns da was draus machen“, zeigte sich der Kollege begeistert. „Ich hatte mit immer schon Gedanken gemacht, etwas online zu verkaufen“, berichtet er. Jetzt hatte er ein Produkt gefunden, um neben dem Job etwas Geld dazu zu verdienen.

Der Umgang mit der klassischen Verrohrung ist denkbar einfach. „Es ist ein Baukastensystem“, erklärt Schulze-Frieling. Doppelnippelrohr, Winkel und Flansch werden von Hand verschraubt. Die fertige Stange an Wand oder Decke gedübelt. Für die, die es brauchen, liegt im Paket eine Montageanleitung, Dübel und Schrauben sind ebenfalls beigepackt.

Bei „Etsy“ sind mehrere Anbieter vertreten, die diese Idee unterschiedlich umsetzen. „Wir bieten aber Schwarz, Gold und Natur an, ab November zudem Anthrazit“, betont Schulze-Frieling. Das Metall wird nicht einfach per Sprühdose lackiert. „Das haben wir versucht, es verkratzt aber schnell, blättert ab.“ Der Betrieb PTB in Bergkamen übernehme die Pulverbeschichtung

Außerdem seien sie in der Lage, nicht nur mit Normgrößen zu arbeiten. „Wenn ein Kunde nicht 80 Zentimeter, sondern nur 75 Zentimeter Platz in der Nische hat, können wir die Stangen anpassen. Wenn eine andere Farbe gewünscht wird, müssen wir das mit dem Experten abstimmen.“ Es sei ein Vorteil, mit Fachfirmen aus der Umgebung zu arbeiten. „Kurze Wege ermöglichen auch schnelles Reagieren, wenn wir zum Beispiel mal mehr Teile benötigen.“

Der Wunsch der Beiden, nachhaltig zu arbeiten, spricht ebenfalls für die Produktion vor Ort. „Plastik vermeiden wir auch bei der Verpackung“, deutet Schulze-Frieling auf die stabilen Pappkartons, gefüttert mit Papphäckseln. „Leider haben wir bisher nur zwei Größen. Ich habe aber schon mit Hildebrand gesprochen, was möglich ist“, erzählt Schulze-Frieling, dass er bei dem neuen Verpackungsspezialisten in Rünthe wegen der Kartons vorstellig geworden sei.

Der 31-Jährige ist der kommunikative Typ. Seine Eloquenz kaschiert, dass er derjenige ist, der den „Ball flach hält.“ Marcel Schulze-Frieling sei der Kontrollierte, er eher der Chaostyp, beschreibt Gorzalski die Charaktere. „Ich wollte nach den Anfangserfolgen größer werden. Unsere Stange „Lou“ war nach zweieinhalb Monaten Bestseller bei Etsy,“, sagt er stolz. Und: „Marcel musste mich bremsen.“

Inzwischen sind die Beiden gut und gern zehn Stunden in der Woche für ihre „Retroschmiede“ tätig. „Wir haben auch schon eine 450-Euro-Kraft angestellt“, sagt Schulze-Frieling. Die sorgfältige Auftragsabwicklung und Kundenbetreuung koste Zeit. Aber das scheint sich auszuzahlen: „Wir haben eine Maximalbewertung von fünf Sternen bei Etsy, aber das ist auch unser Anspruch.“ Und Teil des Balanceaktes zwischen festem Job und Selbstständigkeit. Das koste viel Kraft, mache aber auch viel Spaß, wie beide betonen.

Fazit: „Wir werden es weiter ruhig angehen.“ Allerdings werden sie ihr Unternehmen professioneller aufstellen. Im November wird bei Schulze-Frieling zuhause ein Marketingvideo gedreht, eine eigene Webseite steht ebenfalls auf der Agenda. Weitere Produkte seien denkbar, aber nicht konkret. „An sich kann man aus dem Material ja alles zusammenschrauben“, erklärt Schulze-Frieling, „für den Friseur Samet Gül im Burrlesque in Kamen haben wir auch schon ein Regal gebaut. Das war eine Ausnahme. Wir konzentrieren uns erst einmal weiter auf die Kleiderstangen.“