NDR und SWR würdigen Diether Krebs zum 75. Geburtstag

2022-12-08 12:33:54 By : Mr. Andy Zeng

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Vom kleinbürgerlichen Wahnsinn mit Einbauküche: Diether Krebs und Beatrice Richter in „Sketchup“ Bild: picture alliance/United Archives

Zu seinem 75. Geburtstag schenkt der NDR dem verstorbenen Komiker Diether Krebs einen Themenabend. Seine Sketche wirken heute noch dreister als früher.

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I mmer wieder dieser Blick in die Kamera am Ende eines Sketchs: Durch Brillengläser dick wie Colaflaschenböden glubschte Diether Krebs dann Richtung Publikum und machte es zu seinem Komplizen, entstellt von Fusselhaarperücken oder künstlichen Glatzen, monströsen Übergebiss-Prothesen oder nicht minder grotesken Seitenscheitel-Frisuren. So hat sich „der Mann der tausend Gesichter“, wie der Komiker von seiner Comedy-Partnerin Iris Berben treffend genannt wird, allen ins Gedächtnis gebrannt, die in den Achtzigern seine Fernsehshow „Sketchup“ einschalteten.

Aber Krebs, der am 11. August 75 Jahre alte geworden wäre, gab auch den „Tatort“-Kommissar und den Schwiegersohn von „Ekel“ Alfred Tetzlaff, avancierte in der Rolle des Softies Martin zum Hitparadenwunder und spielte als schmieriger Unternehmer Kampmann für die Gaunerkomödie „Bang Boom Bang“ im Kino ein letztes Mal groß auf. Das war kurz vor der Jahrtausendwende; wenige Monate später starb er mit gerade einmal Anfang fünfzig, nicht ohne schwarzhumorig gewitzelt zu haben: „Stell’ dir vor, die ,Bild’-Zeitung schreibt: Diether Krebs hat Krebs“.

Seine besten Sketche, nie gesehene Bilder und neue Facetten des als „Alleskönner“ und „Urgewalt“ Gefeierten will nun eine Dokumentation von Christian Stöffler mit dem ganz unbescheidenen Titel „Diether Krebs – Der Größte“ zeigen, durch die Iris Berben als Kollegin und Freundin führt. Als weitere Wegbegleiter kommen unter anderen ihre „Sketchup“-Vorgängerin Beatrice Richter, der Regisseur der Show, Uli Stark sowie die Schauspieler Dominique Horwitz und Carry Goosens zu Wort. Diether Krebs’ Söhne Moritz und Till schließlich erzählen vom Menschen hinter den zahllosen Bühnenfiguren. Die Geschichte eines Ruhrpott-Jungen, Lebemanns, Ehepartners, Vaters, Schauspielers soll aufscheinen, emphatisch, doch ohne verklärenden Kitsch.

Dass Krebs auch deshalb so herrlich Besoffene spielen konnte, weil er selbst gerne einen über den Durst trank und dann mit Kind im Auto nachts zum Hamburger Großmarkt Mettbrötchen essen fuhr, wird nicht verschwiegen. Dass er am Anfang seiner Karriere auch „Erwachsenenfilme“ synchronisierte, findet ebenso Erwähnung wie die Tatsache, dass er von unterwegs stets abends um zehn Uhr seine Frau anrief und eisern die Sommerferien mit der Familie frei von Arbeit hielt.

All das gehört zum Charakterbild eines Genussmenschen und Arbeitswütigen, der sich ohne Rücksicht auf Verluste auf alles warf, was er sich vorgenommen hatte – und sei es, sich für eine Nummer mit Senf und Ketchup vollzuspritzen, weil die Kellnerin (Beatrice Richter) „Wild essen“ vorgeschlagen hat. Oder sich als verwahrloster Bayer von einer Dirndlträgerin (Iris Berben) unter dem Motto „Unser Dorf soll schöner werden“ über den Haufen schießen zu lassen. Später, in seiner Comedy-Show „Voll daneben“, erklärte er in der Rolle eines jedes Selbstbewusstsein seines Gegenüber pulverisierenden Eisenwarenhändlers einem von Dieter Pfaff kongenial verkörperten Möchtegernheimwerker, wie das geht mit Gardinenstange, Flansch und Muffe. Als der Kunde doch lieber eine Tube Alleskleber erwerben möchte, ist er wieder fällig, der Post-Pointen-Blick in die Kamera, dieses verdattert nonverbale „Was war das denn?“

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Diether Krebs war der Größte: Komisch ohne Rücksicht auf Verluste

Diether Krebs war der Größte

Komisch ohne Rücksicht auf Verluste

Zu seinem 75. Geburtstag schenkt der NDR dem verstorbenen Komiker Diether Krebs einen Themenabend. Seine Sketche wirken heute noch dreister als früher.

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